Zwei unvergessliche Monate – Mein Schüleraustausch in Frankreich

Eine Zeit lang im Ausland leben und mal etwas ganz Neues erleben! Klingt spannend, oder? Genau das dachte ich mir vor genau einem Jahr und habe mich für einen gegenseitigen Austausch mit einem französischen Schüler entschieden. In der Schule hat mir Französisch von Anfang an Spaß gemacht und außerdem ist Frankreich das Land, in das man am einfachsten einen gegenseitigen Austausch machen kann. Finden kann man einen Austauschschüler über das deutsch-französische Jugendwerk, über das Brigitte-Sauzay-Programm oder - wie in meinem Fall - über private Kontakte.

So kam es dazu, dass nach vielen WhatsApp-Nachrichten und einigen Anrufen ein französischer Schüler für zwei Monate bei uns gewohnt hat. Natürlich war es anfangs komisch, jemanden „Fremden“ im Haus zu haben, aber trotz einer gewissen Kommunikationsbarriere war es erstaunlich, wie schnell man sich an die neue Situation gewöhnt hat. Wir sind zusammen in die Schule gegangen, haben zusammen gegessen und auch einen großen Teil unserer Freizeit zusammen verbracht. Allein dadurch, dass ein Franzose in meinem Alltag war, habe ich bereits viel über das Leben dort gelernt.

Im September 2025 reiste ich diesmal ca. 11 Stunden mit dem Zug zu meinem neuen Zuhause in Rennes, der Hauptstadt der Bretagne im Nord-Westen Frankreichs. Meine Gastfamilie kannte ich bereits etwas durch die Telefonate im Voraus und ich wurde herzlich begrüßt. Von Anfang an waren alle supernett und ich habe mich direkt wohl gefühlt. Mir wurde die Umgebung und die wirklich wunderschöne Innenstadt gezeigt, die überwiegend aus eleganten Steingebäuden und alten, schönen Fachwerkhäusern besteht. Hier stellte sich ein echter Vorteil eines gegenseitigen Austausches heraus. Auch wenn ich in einer anderen Familie, in einer anderen Stadt und in einem anderen Land war, kannte ich meinen Austauschpartner schon gut, was einen großen Unterschied gemacht hat.

Auch an meinem ersten Schultag war ich so nicht komplett auf mich allein gestellt, sondern wurde von meinem Austauschpartner in den richtigen Raum geführt und ich musste mich nicht um alles selbst kümmern. Leider waren wir aus organisatorischen Gründen seitens der Schule nicht in der gleichen Klasse. Trotzdem kannte er einige Schüler aus meiner Klasse, von denen ich direkt sehr freudig aufgenommen wurde, als würden wir uns schon lange kennen. Das hat mich gefreut und es hat mir sehr geholfen: Von Anfang an war ich nicht „der Neue“, sondern ein Teil der Gemeinschaft, ein Teil der Klasse.

Die Franzosen wirkten auf mich generell unglaublich offen und lebendig: Ohne Pause wurde geredet, gelacht, diskutiert, oft ziemlich laut und chaotisch. Gleichzeitig hatte ich den Eindruck, dass durch diese ganze Energie alles etwas hektischer zuging, was den Schulalltag aber auch spannend machte. Wenn ich jetzt aber sagen würde, alles lief perfekt, wäre das natürlich nicht die Wahrheit. Ich musste vieles zwei- oder dreimal nachfragen, weil ich es nicht verstanden habe und konnte mich aufgrund meiner Sprachkenntnisse nur über sehr oberflächliche Themen unterhalten. Am schlimmsten fand ich jedoch, dass die Franzosen untereinander so schnell miteinander sprachen, dass ich fast nichts verstand. Somit konnte ich auch oft nicht „mitreden“, sondern nur daneben stehen und ich habe mich nicht selten wie ein Unsichtbarer gefühlt. Das hat mich aber motiviert weiter zu lernen und mein Französisch wurde nach und nach besser. Durch die Gespräche in der Schule und mit der Familie konnte ich auf einmal viel mehr verstehen und mein Vokabular deutlich verbessern.

Auch den generellen Lebensstil habe ich immer weiter kennen und lieben gelernt. Die Schule ging oft bis 17 oder 18 Uhr, was einem zwar zu schaffen machte, aber gleichzeitig viel Zeit mit gleichaltrigen Franzosen bedeutete. Die Freizeit und die Wochenenden habe ich besonders genossen. Sei es ein kleiner Spaziergang durch die Stadt, der wöchentliche Besuch des riesigen Marktes in Rennes, ein Ausflug ans wunderschöne Meer der Bretagne oder einfach das Essen eines Croissants: Alles war anders und jeden einzelnen Moment habe ich genossen, was meinen Aufenthalt sehr gut zusammenfasst.

Zu keinem einzigen Zeitpunkt habe ich es auch nur annähernd bereut, diesen Austausch gemacht zu haben. Ein Auslandsaufenthalt dient nicht nur dazu, eine Sprache zu lernen – das ist nur der kleine Teil. Ich bin überzeugt, dass es vor allem darum geht, Abwechslung ins Leben zu bringen, viele neue Menschen kennenzulernen, eine Kultur zu entdecken, aus der Komfortzone herauszukommen und sich selbst weiterzuentwickeln. Am wichtigsten ist aber, viele neue Erfahrungen zu machen und ganz viel Spaß zu haben!!!

Nach meinem bereits zweiten Auslandsaufenthalt kann ich mit fester Überzeugung sagen, dass wirklich jeder ernsthaft überlegen sollte, ob das etwas für einen ist. Egal welches Land, egal für wie lange. Wenn ihr die Möglichkeit dazu habt, nutzt sie. Eine solche Reise ist mehr als ein Abenteuer – sie öffnet Türen zu neuen Bekanntschaften, wunderschönen Erlebnissen und auch zu persönlichem Wachstum.

Benno Schindlmayr (EF)