Olympische Träume? - Dr. Antonius Kass wagt beim Theodorianerabend einen kritischen Blick auf die Olympischen Spiele

"Quo vadis Olympia?" - So lautete der Titel des Vortrags von Dr. Antonius Kass, den er vor einer gut gefüllten Aula im Theodorianum, seiner ehemaligen Schule hielt. Er gab Einblick in seine eigenen Erfahrungen als Mannschaftsarzt bei den Olympischen Spielen und lenkte die Aufmerksamkeit auch auf die Schattenseiten, die diese Mega-Events mit sich bringen.

Mit einer kurzen Einführung des Vorsitzenden des Vereins ehemaliger Theodorianerinnen und Theodorianer, Achim Schmidtmann, begann der Theodorianerabend 2022.

Schmidtmann blickte auf die Entwicklungen zurück, die den Verein im vergangenen Jahr beschäftigt haben. Dies griff Schulleiterin Nicole Michaelis in ihrem Grußwort auf und zeigte den interessierten Ehemaligen, welche Themen im Schulleben des Theodorianum im letzten Schuljahr im Vordergrund standen. Dabei erwähnte sie insbesondere die Vereinsgründung THEO20, die die Förderung außerschulische Projekte in Kooperation mit externen Partnerinnen und Partnern ermöglicht.

Einen Einblick in die musikalische Arbeit konnte das Publikum bereits durch den Auftritt des Musikkurses der Q2 unter der Leitung von Susanne Göbel sowie eines Streicherterzetts bestehend aus Schülerinnen der Klasse 8a gewinnen, die den Abend musikalisch rahmten.

Schon zu Beginn seines Vortrags machte dann Dr. Antonuis Kass deutlich, dass dieser Abend eine sehr persönliche Einschätzung der aktuellen Entwicklungen bei Olympia bieten würde.

Er zeichnete humorvoll und kurzweilig sowohl seine eigene Entwicklung als auch die großen Linien der olympischen Geschehnisse nach. Er berichtete einerseits vom Theodorianer, der bei der traditionellen Griechenlandfahrt Olympia besucht - über eine Karriere als Volleyball-Bundesliga- und Nationalspieler, der gleichzeitig Medizin studiert, bis zum Orthopäden, der seit den frühen 1990er Jahren Teamarzt der Frauen-Volleyball-Nationalmannschaft war und später zu den Tischtennis- und Para-Tischtennis-Spielern wechselte. Seine erste eigenen Erfahrungen bei Olympia machte er seit 2000 in Sydney und war bisher fünf Mal als Arzt vor Ort.

Kass blickte aber auch auf olympische Themen, die er als „Kehrseite von Olympia“ bezeichnete: Kommerzialisierung, Korruption, die immensen Kosten für die austragenden Städte, während das IOC Gewinn mache, die gestiegene Terrorgefahr sowie Dopingskandale im Leistungssport. Mögliche olympische Spiele in Deutschland nahm er ebenfalls in den Blick - auch mit der damit verbundenen Hoffnung, eine hohe Motivation für Sportlerinnen und Sportler zu schaffen, da in vielen Sportarten der Nachwuchs fehle und somit auch die fehlenden Medallienerfolge vielleicht wieder umgekehrt werden könnten - zumindest sei das auch die Hoffnung des DOSB.

Abschließend stellte er die Leitfrage seines Vortrags: "Wohin geht es? Kann Olympia überleben?". Es sei nicht wirklich vorhersehbar, denn Schwierigkeiten sieht Kass vor allem bei der IOC-Führung, den Kosten oder auch der aktuellen Sicherheitslage. Immerhin fänden die nächsten Spiele in nicht-autoritären Staaten statt. Entscheidend seien das Medieninteresse und die Sicherheitslage vor Ort, betonte Kass. Die Faszination trotz aller Krisen bleibe, so dass es hoffentlich wieder heiße: "Auf Olympia, da freue ich mich drauf!"

Text: Alexia Rebbe