Belgien "Dig Hill 80"

In der Woche vor den Herbstferien [2019] fuhr ein Teil des Schulorchesters nach Ypern, Belgien, um an offiziellen Feierlichkeiten im Rahmen des Dig Hill 80 Projekts teilzunehmen. Gemeinsam mit Frau Brill und Frau Löbke machten wir uns also per Bus auf den Weg. Das Dig Hill 80 Project Whitesheet 2018, bzw. Höhe 80 Project Whitesheet 2018, ist ein Ausgrabungsprojekt in Flandern, Belgien. Im Ersten Weltkrieg diente der Ort Wytschaete (engl. „Whitesheet“) deutschen Truppen als Militärstützpunkt, den sie umfangreich ausbauten. Am Ortsrand lag die strategisch bedeutende Stellung „Höhe 80“ mit Schützen- und Laufgräben, Kommandozentrale, unterirdischen Kasernen, Beobachtungsposten und Tunnelverbindungen zur Frontlinie. Hier kam es im Rahmen der Flandernschlachten 1914-1918 zu einem vierjährigen Grabenkrieg zwischen deutschen Truppen einerseits und Alliierten anderseits. Am Ende des Krieges war der Ort Wytschaete nahezu vollständig zerstört. Die zahlreichen Granattrichter und militärischen Gräben um die Höhe 80 wurden mit Erde angefüllt. Im Jahr 2015 sollte auf diesem bisher ungenutzten Gebiet ein Wohngebiet entstehen. Dazu wurden Testgrabungen durchgeführt, bei denen Kriegshinterlassenschaften gefunden wurden. Daher folgte 2018 eine großflächige Ausgrabung auf einem 1,1 Hektar großen Areal, an der Archäologen, Historiker und freiwillige Grabungshelfer aus mehreren Ländern beteiligt waren. Finanziert wurden diese aufwendigen Grabungen durch Crowdfunding. Dabei wurden auch die sterblichen Überreste von etwa 130 gefallenen Soldaten gefunden, die zum Teil in Massengräbern verscharrt worden waren. Es wurde versucht, sie zu identifizieren, um sie dann auf einer der umliegenden Kriegsgräberstätten würdig zu bestatten. Schüler unserer Partnerschule St.Joseph's College in Ipswich, sowie Schüler einer irischen Schule wurden 2018 Zeugen dieser Ausgrabungen. So wurden wir zusammen mit diesen Schülern aus England eingeladen, an der Zeremonie der feierlichen Beisetzung im Oktober 2019 teilzunehmen und diese als Orchester musikalisch zu begleiten. Für rund 30 Schülerinnen und Schüler des Schulorchesters fuhr der Bus am 7.10.2019 nach Belgien. Nach einer etwa siebenstündigen Fahrt kamen wir gegen 15 Uhr in der Jugendherberge Peace Village in dem kleinen Ort Mesen an. Abends gab es gleich das erste Highlight, und zwar das „Last Post“ am Menin Gate in der Stadt Ypern. Das Menin Gate ist ein großes Denkmal in Form eines Ehrenbogens zum Gedenken an die um Ypern gefallenen Soldaten Großbritanniens und des Commonwealth, die nicht identifiziert und ohne eigenes Grab sind. Bei diesem Denkmal findet seit 1928 jeden Abend um 20.00 Uhr eine Gedenkzeremonie statt, das „Last Post“. Sechs Schüler von uns durften dort zwei Kränze ablegen, um den gefallenen Soldaten zu gedenken. Am nächsten Tag ging es für uns zunächst mit intensiven Orchesterproben weiter. Nachmittags hatten wir Gelegenheit, das „In Flanders Fields Museum“ in Ypern zu besuchen. Dieses ist ein Kriegsmuseum mit einer Dauerausstellung zum Thema „Erster Weltkrieg in Belgien“. Am Abend wurde uns das „Dig Hill 80 Project“ im Rahmen eines Vortrages vorgestellt. Unter anderem war auch Simon Verdegem anwesend, leitender Archäologe und Initiator des Projekts. Nach dem Frühstück am Mittwoch wurden wir von einem belgischen Lehrer durch die alten Schützengräben der German Battlefield Sites geführt. Donnerstag war ein aufregender und kalter Tag. Vormittags hatten wir unseren ersten gemeinsamen Auftritt mit den englischen Schülern im Rahmen der britischen Beerdigung, die sehr feierlich und auch interessant verlief, allerdings für uns auch etwas befremdlich, da es eine sehr strukturierte und militärische Zeremonie war. Es war eine ausgesprochen bewegende Erfahrung, für die wir sehr dankbar sind. Mit gefrorenen Fingern kehrten wir in die Jugendherberge zurück. Abends aßen wir dann mit den Schülern aus Ipswich, die an diesem Tag angekommen waren, in einem Restaurant in Ypern. Am folgenden Tag, Freitag, nahmen wir an der deutschen Beerdigung teil. Auch das war eine sehr wertvolle Erfahrung, da sehr viele Menschen kamen, sogar eine Grundschulklasse aus Hövelhof. Am Abend fand mit den Briten das gemeinsame Abschlusskonzert „In Memoriam“ in der großen Wijtschate Church statt. Dieses war auch unser persönliches Highlight, da eine sehr schöne und andächtige Stimmung herrschte und es ein tolles Gefühl war, mit den englischen Schülern gemeinsam zu musizieren. Es war ein sehr gelungener Auftritt. Nach dem Konzert hatten wir noch Gelegenheit, mit den Engländern im Peace Village Zeit zu verbringen und etwas zu feiern. Es wurde ein sehr schöner Abschussabend.

Helene Verges und Florian Götte