Denken als Weg des Erkennens seiner selbst - Das Fach Philosophie

Die Besonderheit des Faches Philosophie besteht darin, dass es nicht viel mehr bedarf als des eigenen Kopfes, also des eigenen Denkens. Die Suche nach Antworten auf zentrale Fragen der Existenz, des Lebens und des Selbstbestimmung führt [leider & auch zum Glück] immer wieder zu neuen Herausforderungen, mit denen wir uns auseinandersetzen.

Zunächst (in der Einführungsphase) verständigen wir uns auf das Handwerkszeug, also auf Möglichkeiten der argumentativen Auseinandersetzung. Das Streben nach der absoluten Erkenntnis und damit der Wahrheit ist eine schöne Sache, bleibt jedoch ergebnisoffen. Dieses Bewusstsein entwickeln wir gemeinsam, um die unfassbaren Möglichkeiten der modernen Wissenschaften, des modernen Lebens und der Pluralität der bestehenden Gesellschaften für uns greifbar zu machen.

Mit den Vorsokratikern ausgehend von der Herleitung der Philosophie (1) aus dem Mythos, gehen wir in der Einführungsphase zu der Frage nach der Möglichkeit einer Wahrheit (2) über zu der Bestimmung der Identität (3).

Auf dieser Grundlage starten wir in die Qualifikationsphase mit der Anthropologie, also der Frage nach der Bestimmung des Menschen und des Menschlichen, wobei sich die Antworten

  • in einem Spannungsfeld zwischen einem übernatürlichen Wesen und der Natur
  • in einem Spannungsfeld zwischen der Vernunftfähigkeit und der Triebhaftigkeit
  • in einem Spannungsfeld zwischen Individualität und Gemeinschaft
  • etc. bestimmen lassen.

Sofern wir demnach bestimmen können, was der Mensch in der Welt sei, stellt sich die Frage danach, wie Menschen zusammen leben als eine Frage der Ethik und damit eine Frage nach dem Guten und dem Bösen, denn jene Kategorien scheint es ja ohne den Menschen gar nicht zu geben. Es ist jedenfalls kaum annehmbar, dass der Baum, der umfällt und jemanden verletzt, absichtlich so handelte.

Gelang es uns, die möglichen Perspektiven der Ethik zu entfalten, stellt sich die Frage, wie die Regeln des Zusammenlebens eingehalten werden können, wie wir das Zusammenleben organisieren; wir gehen demnach „nahtlos“ zur Staatsphilosophie über.

Das letzte Feld der Auseinandersetzung wird durch die Erkenntnistheorie bestimmt: Was kann ich sicher wissen? Ist es sicher, dass eine gewonnene Erkenntnis niemals verändert werden muss? Kann es Regeln der Erkenntnisgewinnung geben? Warum wollen wir Menschen etwas wissen? ...

Der intellektuellen Auseinandersetzung sind also kaum Grenzen gesetzt.